Freiwillige Feuerwehr Frankenberg/Sa.
Freiwillige Feuerwehr
Frankenberg/Sa.
Geschichte

Die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr Frankenberg/Sa.,
aus der Chronik Anlässlich der 150 Jahrfeier im Jahre 2010

Man schrieb den 16. Dezember 1859, als sich eine Anzahl Turnvereinsmitglieder der Stadt Frankenberg zusammenfanden und ein schriftliches Gesuch an den Stadtrat einreichten, dahingehend, dass eine Reihe von Turner sich zu einer freiwilligen Feuerwehr zusammenschließen möchten. Bereits am 21. Dezember wurde vom Stadtrat die Zustimmung dazu gegeben und im Februar 1860 eine Summe von 50 Talern zur Anschaffung der ersten Ausrüstungsgegenstände bewilligt. Die Armut der damaligen Zeit brachte es mit sich, dass die Gründer, lauter arme Leute, sich vom Turnverein einige Taler borgen mussten, um sich Uniformen, blaue Leinenblusen, zum Preis von 25 Neugroschen zu kaufen. Dieser Betrag musste in 12 Monaten zurückgezahlt werden.

Dieser Stamm von 21 Turnern diente vorerst lediglich dem Zweck, bei ausgebrochenen Bränden das Hab und Gut der Betroffenen zu retten und sicherzustellen. Da aber die Ausrüstungsgegenstände, bestehend aus 9 Gurten mit Steigerbeil, Rettungsleine und Karabinerhaken und 6 Hakenleitern, nicht für alle ausreichten, begaben sich die restlichen Feuerwehrmänner bei Meldung eines Brandes mit den Eimern ihrer Frauen und Mütter schnellstens zur Brandstelle.

Das Melden des Feuers geschah damals durch den Türmer, der und bei Nacht noch mit einer roten Laterne, auf den Rundgang des Kirchturms begab und den Blasebalg des Nebelhorns kräftig drückte. Dieser heulende Ton und das Läuten der Sturmglocke riefen die wackeren Männer zum Einsatz. Diejenige Seite des Kirchturmes, auf der der Türmer „Feuer blies", wies den herbeieilenden Männern, auch gleichzeitig die Richtung, aus der Gefahr drohte. Die Besitzer von Pferden waren damals verpflichtet, sofort ihre Pferde anzuschirren und sogenannte „Sturmfässer" bzw. etwa geeignete Wasserbehälter gefüllt auf den Alarmplatz anfahren lassen.

Damit dieser Einsatz im Gefahrenfalle gut klappte, fand jährlich eine entsprechende „Hauptspritzenprobe" statt. Eine Bekanntmachung des damaligen Bürgermeisters Meltzer aus dieser Zeit besagt u. a„ dass, wenn diese „Spritzenprobe" zur Zufriedenheit auslief, „die den Mannschaften nach Beendigung der Probe etwa zu gewährenden Ergötzlichkeiten" nach der pünktlichen und ruhigen Leistung der Feuerlöschmannschaften bemessen wurden.

In dieser Formation konnte dann auch am 17. Juli 1860 bei einem Brand der Ziegelscheune von Fischers Ziegelei im Hammertal die Freiwillige Turnerfeuerwehr Frankenberg ihre „Feuertaufe" erleben. Die anfangs kleine Gruppe verstärkte sich immer mehr, so dass die Ausrüstungsgegenstände nicht mehr ausreichten. Es wurde daraufhin 1862 das Steigerhaus, im jetzigen Gelände, der Fa. Kunze & Sohn Leopoldstraße, errichtet. Leider wurde es schon nach wenigen Monaten durch einen Sturm wieder vernichtet, jedoch sofort wieder aufgebaut. 1868 wurde das Steigerhaus vom gleichen Malheur betroffen, es wurde jedoch abermals bald wieder hergestellt.

Nachdem 1868 der Turnwart August Metzler das Kommando übernahm, ging es mit der Turnerfeuerwehr sprunghaft aufwärts. Die Mitgliederzahl stieg und in der Öffentlichkeit trat das Prestige der Feuerwehr mehr hervor.

Im nächsten Jahrzehnt von 1870- 1880 ging der Ausbau der Wehr rüstig weiter. Im Turngarten wird eine Pumpe aufgestellt. Die Beziehungen zu anderen Wehren werden gepflegt, die Satzungen geändert und die Uniformen und Ausrüstung verbessert.

In diesem 2. Jahrzehnt wurden 15 Feuer bekämpft, bei denen 14 Häuser und 42 Scheunen vernichtet wurden. Freilich prellen diese Zahlen verständnislos von uns ab, spotten aber nicht Brände, in die 27 Scheunen (ehern. Leichgasse - Pfarrwiese) verwickelt waren, jeder menschlichen Tatkraft?

Sie werden sagen: So etwas kann in unserer Zeit, der Zeit der modernen Technik und des Fortschrittes nicht mehr passieren!
Wir antworten: Vielleicht doch, aber dazu später.

Die Wehr hat weiterhin den Feuerschutz in Gunnersdorf übernommen und musste bei Bränden dahin ausrücken. Die Zeit verging und ein Glanzfest, das 25jährige Stiftungsfest, wurde unter reger Anteilnahme der Bevölkerung zum ersten Höhepunkt der Turnerfeuerwehr (alte Rechnungen weisen einen Verbrauch von 905 Liter Bier nach).

1887 wurde der „Niedererzgebirgische Bezirksfeuerwehrverband" gegründet, wobei zur Ehre der Frankenberger Tumerfeuerwehr der Hauptmann Weißbach aus Frankenberg 1. Vorsitzender wurde.

In der Zeit von 1880 - 1890 bekämpfte die Wehr 3 kleine Brände, 7 Scheunenbrände und 12 Großfeuer, bei denen 20 Wohngebäude teilweise oder vollständig vernichtet wurden. Das 3. Jahrzehnt beginnt, und das 31. Stiftungsfest beging man in neuen Tuchuniformen und neuen Helmen. Wiederum der bittere Beigeschmack: Diese Einkleidung war nur durch ein Darlehen von 1400 Mark möglich.

1891 war ein wirklich feuerreiches Jahr. Der Brandstifter May aus Frankenberg trieb sein Unwesen. Es brannten die Scheune der Sarfermühle, die Scheune des Fleischermeisters Böttcher in der Sonnenstraße, 5 Häuser in der Fabrikstraße, 2 Häuser in der Wassergasse, die Scheune von Erler-Fischer (Stadtgut), die Scheune vom Baumeister Sachse in der Margarethenstraße und eine Scheune an der Reichsstraße ab. Dafür erhielt der Brandstifter 15 Jahre Zuchthaus.

1898 übernahm Richard Franke die Wehrleitung von Bruno Weißbach.

Zahlreiche Anmeldungen zur Wehr sind zu verzeichnen. Der Mannschaftsstand war auf 197 Mann gestiegen. Es wurden neue Uniformen benötigt.

Das nächste Jahrzehnt brachte weitere Änderungen mit sich. Im Jahre 1902 wurde die Hochdruckwasserleitung gebaut und 1903 in Benutzung genommen. Aus diesem Grunde wurde die Handdruckspritze zurückgestellt und nur noch mit Pferdezug für Überlandeinsätze verwendet. Als Ersatz wurden 2 Hydrantenwagen, wiederum von Hand befördert, in den Dienst gestellt.

1910 wird in würdiger Weise das 50jährige Bestehen der Wehr gefeiert. Aus dieser Zeit stammt der fast allen Bürgern bekannte Rutschsack. Er wurde von den „Feuerwehrfrauen" zu diesem Anlass als Geschenk überbracht.

Dieser Rutschsack ist heute in unserer Feuerwehr nicht mehr im Einsatz. In der Feuerwehr Most (Tschechien) wurde ein Rutschsack neuerer Generation vor ein paar Jahren erneut als ergänzende Ausrüstung der Drehleiter eingeführt.

Von 1900 bis 1910 waren l Kleinbrand, 8 Scheunenbrände und 9 Großfeuer, bei denen 17 Wohngebäude teilweise oder gänzlich vernichtet wurden. Das neue Jahrzehnt von 1911 - 1920 war für das deutsche Volk ein schicksalreiches, bei dem auch die Feuerwehr die ersten Opfer des ersten Krieges zu beklagen hatte.

Die Wehr unterbreitete dem Stadtrat weitere Wünsche. Ein neues Gerätehaus sollte gebaut, eine Alarmbereitschaft und eine Alarmweckerlinie eingerichtet werden. Die Alarmbereitschaft wurde auch eingerichtet und die Alarmweckerlinie durch das damalige Eltwerk eingebaut.

Um ein neues Gerätehaus zu bauen, musste der provisorische Geräteschuppen nach der Gasanstalt verlegt werden. Die Geräte wurden auch dorthin gebracht. Das Gerätehaus in der Kirchgasse ist im Jahre 1914 fertig gestellt, eingeweiht und bezogen worden.

Der 1. Weltkrieg begann. Die Kameraden mussten an die Front. Gegen Ende Oktober 1914 waren es bereits 40 Kameraden, die die Heimat verlassen mussten. Die Mitgliederzahl sinkt auf 53 Mann. Die ersten 3 Kameraden sind Opfer des Krieges geworden, weitere werden gemeldet. Der Krieg ging weiter, immer mehr Wehrleute mussten ins Feld, die Wehr war auf 38 Mann zusammengeschmolzen. Turnzöglinge im Alter von 15 - 17 Jahren wurden neu aufgenommen, damit die Wehr nicht verfällt. Die Kriegsmaschine machte aber auch vor diesen jungen Menschen nicht halt, sondern verschlang sie mit. Es wurden 14-jährige Jungs eingestellt. Müde und zermürbt kamen die überlebenden aus dem Krieg zurück und wollten ihre Ruhe haben. Ein großer Teil ehemaliger Feuerwehrangehöriger blieb fern, nur wenige traten wieder ein. Doch 12 Lücken in den Reihen konnten nicht geschlossen werden, es waren 12 der besten Kameraden, die der 1. Weltkrieg mitleidlos verschlang. Die ältesten und jüngsten Kameraden traten wieder ein, die Wehr erlangte ihre alte Schlagfestigkeit, es ging wieder aufwärts.

Im Jahrzehnt 1911 - 1920 sind zu verzeichnen: 4 Häuserbrände, 1 Holzstapelbrand, zu dem die gesamte Feuerwehr gerufen wurde, 10 Kleinfeuer, 1 Waldbrand, 1 Feimenbrand und 3 Landfeuer, die durch die Alarmbereitschaft gelöscht wurden.

In den nächsten zehn Jahren sind folgende Vorgänge erwähnenswert: Die Wehr besichtigt die Hauptfeuerwache in Chemnitz; sie nimmt wiederholt „Effektendurchsichten" vor. Die Stadt versichert die Feuerwehrleute gegen Unfall und Todesfall. Die Inflation 1922 - 1923 in Deutschland ging auch an der Feuerwehr nicht spurlos vorüber. Sie wirkte dabei so weit, dass beim Fehlen bei Übungen und Bränden eine Strafe von 200 Mark zu zahlen war.

Erstmals wird eine Alarmsirene auf dem Kirchturm aufgestellt. Zu einem Höhepunkt in der Geschichte der Feuerwehr Frankenberg wurde das Eintreffen der ersten Automobilspritze. 5 Feuerwehrleute, in Uniform und Helm, fuhren am 24. November 1925 nach Jöhstadt, um die neue Spritze abzuholen. Nach einer ausgiebigen Probefahrt ging es dann am nächsten Morgen bei Schnee und Kälte der Heimat zu.

In Augustusburg, wo eine Anzahl Frankenberger erschienen war, wurde die Spritze festlich geschmückt und von einer Anzahl Fahrzeugen begleitet ging es in schneller Fahrt nach Frankenberg. Auf dem Marktplatz, auf dem die gesamte Wehr angetreten und auch ein Teil der Bevölkerung anwesend war, wurde die Spritze vom Bürgermeister der Wehr übergeben. Eine Vorführung derselben beendete die schlichte Feier.

Die Wehr wurde durch den Einsatz der Motorspritze auf 4 Züge verringert. Zu dieser Zeit wurde auch der Verbandstag in Frankenberg abgehalten. Während dieses Zeitabschnittes trat die Wehr bei Großbränden dreimal, bei Wohnungsbränden sechsmal und bei Scheunenbränden viermal in Aktion. Die Alarmbereitschaft wurde bei 6 Wald- und Buschbränden, bei 12 Landfeuern, bei 49 Kleinbränden, zweimal bei Hochwassergefahr und zu sonstigen Hilfeleistungen herangezogen.

In den letzten 5 Jahren vor der 75-Jahrfeier, von 1931 - 1935, sei noch folgendes erwähnt: Eine vorher gebaute Alarmweckerlinie, bei der zu einigen Feuerwehrleuten direkte Klingelleitungen zwecks Alarmierung gelegt waren, erwies sich als unzweckmäßig. Es wurde aus diesem Grunde eine neue Alarmanlage gebaut, die bis 1972 in Betrieb war. Es wurden 13 Feuermelder angebracht und die Alarmbereitschaft erhielt 2 Meldeschleifen, an die insgesamt 40 Mann angeschlossen waren.

Von 1931 - 1935 hatte die Wehr 2 Scheunenbrände und 1 Sägewerksbrand zu löschen. Ferner musste Hilfe geleistet werden bei 6 Landfeuern, 6 Wald- und Buschbränden, 2-mal bei Hochwassergefahr und 34-mal bei kleinen Bränden und sonstigen Hilfeleistungen.

In der Zeit vom 9. - 11. März 1935 feierte dann die 1. Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr mit einem Kommers, Vorführungen und einem Kompanieball ihre 75-Jahrfeier.

Kamerad Kurt Bauch übernahm die Wehrleitung.

Die letzten 10 Jahre bis zum Zusammenbruch des Naziregimes brachten auch in unserer Wehr einige nennenswerte Ereignisse. Zunächst wurden am 1. April 1936 die 4 bestehenden Kompanien, nämlich die Turnerfeuerwehr, die Freiwille Feuerwehr, die Pioniere und die Schutzwache, die unter eigenen Kommandos standen, zu einer Kompanie zusammengeschlossen. Dieser Zusammenschluss hat sich als vorteilhaft erwiesen und wurde bis heute beibehalten.

Die Anschaffung eines Hebegerätes und eines Pulmotor gaben der Wehr die Möglichkeit, auch Hilfeleistung anderer Art zu übernehmen. Es konnten gestürzte oder in Gruben gefallene Tiere aus ihrer Notlage befreit werden sowie seit der Anschaffung des Pulmotors 96 Menschen, die durch Gas vergiftet oder ertrunken waren, ihr höchstes Gut, das Leben, wiedergegeben werden.

Ferner erhielt die Wehr einen 16-sitzigen Mannschaftswagen und 1937 ein nach eigenen Angaben, gebautes zweites Löschfahrzeug des Types LF 25 (Löschfahrzeug mit einer Nennwasserlieferung von 2500 Liter/min.). Die Übergabe dieses Fahrzeuges geschah nur im Beisein der Angehörigen der Wehr.

Zu dieser Zeit begannen auch Schulungen der Führer, die das Niveau der Wehren beträchtlich erhöhten. Durch die faschistischen Raubüberfälle auf friedliche Staaten wurden wiederum große Lücken in den Reihen der Feuerwehr sichtbar. Da die Wehr eine Pflichtstärke von 120 Mann haben musste, wurden vom Stadtrat Männer zum Dienst verpflichtet, welche für Kriegszwecke noch nicht eingesetzt waren.

Als dann später auch diese Kameraden in den Krieg mussten, beschloss man die Bildung einer Frauenlöschgruppe. Bescheinigen muss man den Frauen auch an dieser Stelle, dass sie im Punkt Geschicklichkeit und Schnelligkeit den Männern im Dienst teilweise überlegen waren. Die Kameradinnen standen im wahrsten Sinne des Wortes ihren Mann. Das bewiesen sie nicht nur bei ihrem ersten Einsatz beim Brand der Firma Liebschner & Sohn in Gunnersdorf, sondern während der ganzen Zeit ihres Bestehens. Zwei dieser Frauen besuchten sogar die damalige Landesfeuerwehrschule in Dresden. Die Zahl der Einsätze stieg während des Krieges ins Unermessliche, da zu jedem Fliegeralarm ausgerückt werden musste. Auch zum Einsatz nach Dresden wurde unsere Wehr gerufen.

Nach der Befreiung des deutschen Volkes vom Hitlerfaschismus musste man wiederum die traurige Bilanz ziehen, dass 9 Kameraden die Opfer des Krieges geworden waren.

Verständlicherweise waren die Dienstabende, die zwar nicht unterbrochen aber nur vierwöchentlich durchgeführt wurden, in ihrer Durchführung etwas schleppend. Dieser Zustand hielt jedoch nicht lange an und die Wehr wurde wieder schlagkräftig wie zuvor. Zu dieser Zeit vollzog sich ein Wechsel derartig, dass die Wehr, bisher als eine dienstpflichtige Abteilung der Stadt, aus dieser ausgegliedert und in Lenkung und Leitung den Organen der Deutschen Volkspolizei -Abteilung Feuerwehr- unterstellt wurde.

Die Wehr war in dieser Zeit nicht müßig, sondern baute sich 2 Fahrzeuge auf. Einmal einen Framo, der für verschiedene Zwecke Verwendung fand, und zum anderen einen Wehrmachtssankra vom Typ Granit zu einem Waldbrandwagen. Beide Fahrzeuge wurden uns später abgezogen. 1946 tauschten wir eine 16-m-Leiter für Pferdezug in eine 26 m mechanische Drehleiter um (Version von 1960).

Auf die Geschichte unserer Drehleiter kommen wir noch in dem Kapitel „Fahrzeuge der Wehr" zurück.

Seit 1956 ist die Feuerwehr wieder in städtischer Verwaltung. Die Wehrleitung übernahm Kamerad Arno Glauche. Schwere Einsätze wie Hochwasser und dergleichen gaben Anlass, ein Schlauchboot anzuschaffen. Auch ein zweiter Pulmotor wurde gekauft. Fahrzeughauptappelle werden wieder durchgeführt, bei denen unsere Wehr einige Urkunden für besonders gute Fahrzeug- und Gerätepflege erhielt.

Im Herbst 1958 erhält die Wehr ein neues Löschfahrzeug vom Typ LKW LF 8 mit STA (LöschfahrzeugLastkraftwagen mit 800 Liter/min. Nennwasserlieferung mit Schlauchtransportanhänger) vom Typ Garant, ein Mehrzweckfahrzeug, das sich schon in vielen Einsätzen bewährt hatte.

Bei der 1958 durchgeführten Inspektion konnte unsere Wehr als beste Wirkungsbereichswehr im, damaligen, Kreis Hainichen ermittelt werden und erhielt dafür die Wanderfahne vom Rat des Kreises sowie eine Geldprämie.

Ferner beteiligte sich die Wehr seit 1957 an Wettkämpfen im Feuerwehrkampfsport. Dabei konnten bisher im Kreismaßstab drei 1. Plätze für Kameraden der FFW Frankenberg verbucht werden. Bei den Bezirksmeisterschaften im Feuerwehrkampfsport wurden zweimal 2. Plätze errungen. Zweimal gelang es den Kameraden an den DDRMeisterschaften teilzunehmen.

Aktiv beteiligte sich die Feuerwehr auch am NAWProgramm. Sie baute gemeinsam mit anderen Wehren die Auenbrücke nach Niederlichtenau, half beim Offenstallbau, beim Abreisen von alten Gebäuden beseitigte Gefahren, die durch Umstürzen alter dürrer Bäume auftreten können und vieles mehr. Außerdem haben wir auch erhebliche Mittel eingespart, indem das gesamte Gerätehaus durch Angehörige der Wehr neu vorgerichtet wurde und Reparaturen an Fahrzeugen und Geräten selbst durchgeführt wurden. Seit Beginn der NA W- Bewegung hat die Freiwillige Feuerwehr Frankenberg 4426 Aufbaustunden geleistet.

Abschließend kann man sagen, dass unsere Wehr seit 1945 die Entwicklung genommen hat und weiter nehmen wird, die unser Staat von uns verlangt.

Rudhard Bär, Oberfeuerwehrmann

Wir haben uns entschieden die Chronik von 1960, anlässlich der 100 Jahrfeier so zu übernehmen, wie sie von unserem Kamerad Oberfeuerwehrmann Rudhard Bär geschrieben wurde. Die Stellen die farbig hervorgerufen sind, wurden durch uns auf den heutigen Stand aktualisiert. Wir wollen damit auch daran erinnern, dass die Feuerwehr immer ihr Bestes für die Bevölkerung und die Stadt gegeben hat. Die jeweilige Politik und Staatsform war und bleibt für uns immer zweitrangig. Der Schutz der Menschen vor Katastrophen und Feuer, aber vor allem der Schutz der Gesundheit und des Lebens war und ist unsere Hauptaufgabe.

Am 28. Oktober 1958 trafen sich im „Sachsenhof" dem späterem Speisesaal der Barkas- Werke Frankenberg, interessierte Betriebsangehörige, um eine Betriebsfeuerwehr zu gründen. Auf Grund einer Vereinbarung mit dem Bürgermeister der Stadt Frankenberg übernahm die Barkas- Wehr, bei überörtlichen Einsätzen der Stadtwehr, den Feuerschutz für die Stadt Frankenberg. Bald wurde diese Vereinbarung dahingehend ausgeweitet, das die Barkas- Wehr während der Arbeitszeit sofort mitalarmiert wurde und sofort mit zum Einsatz kam. Von 1980 - 1989 rückte die Betriebswehr über 70 mal in der Stadt mit aus, und unterstützte die Stadtfeuerwehr bei Bränden und Hilfeleistungen aller Art. In der Zeit vor 1990 gab es in vielen größeren Betrieben Löschgruppen.

Zum Ausrückebereich Frankenberg gehörten folgende Betriebslöschgruppen:

VEB Wäscheunion           von 1903 bis 1990  
VEB Lisema           von 1904 bis 1990  
VEB Wirkwarendruck           von 1938 bis 1990  
VEB Zwirnerei Sachsenburg           von 1938 bis 1990  
VEB Walzengravierwerk           von 1954 bis 1990  
VEB Eisengießerei „Rudolph Harlaß"           von 1940 bis 1980           (die Produktion wurde nach Wittgensdorf verlagert)
VEB Barkaswerk           von 1958 bis 1990  

Die Betriebsfeuerwehren führten in ihrem Patenwohnbezirken jährlich Brandschutzkontrollen durch, nahmen an Feuerwehrwettkämpfen im Stadt- und Kreisgebiet teil und wurden bei Hochwasser sowie bei Einsätzen in ihrem näheren Betriebsumfeld zur Unterstützung der Stadtwehr mit eingesetzt. Sie waren eine zuverlässige Einsatzreserve für uns. Nach 1990 wurde der betriebliche Brandschutz neu geregelt. Durch diese Neuregelung und Betriebsschließungen kam es zur Auflösung der Betriebslöschgruppen. Heute gibt es keine Betriebslöschgruppen bzw. Werkfeuerwehren im Stadtgebiet von Frankenberg/ Sachsen mehr.

Im Jahr 1959 fand erneut ein Wechsel des Wehrleiters statt. Kamerad Rolf Hoheisel übernahm das Amt von Arno Glauche. Am letzten Wochenende, im Mai 1960, feierte die Freiwillige Feuerwehr Frankenberg ihr 100 jähriges Gründungsfest mit vielen Aktivitäten. Um unseren verstorbenen Kameraden zu Gedenken, führten wir eine Totenehrung auf dem Friedhof durch. Des Weiteren fanden Schauübungen mit alter und neuer Technik statt. Die Übung am Rathaus, wo Rauchtöpfe zum Einsatz kamen, hatte zur Folge, das die Kameraden mehrere Tage benötigten, um das Rathaus vom Ruß der Rauchtöpfe zu befreien. Bei den Schauübungen wurden wir aktiv von den Kameraden des Deutschen Roten Kreuz unterstützt. Auch heute noch arbeitet die Feuerwehr mit dem Roten Kreuz sehr eng zusammen. Eine Festveranstaltung, mit Ehrung von langjährigen, aktiven Kameraden, ein Festumzug sowie ein Feuerwehrball rundeten das Festwochenende ab.

Zwischen 1960 und 1970 bestand die Arbeit der Feuerwehr nicht nur im abwehrenden Brandschutz, sondern zu einem sehr großen Teil im vorbeugenden Brandschutz. Es wurden Brandschutzkontrollen in Wohnungen, und vor allem während der Erntezeit, in landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt. Damals wurden die Wohnungen noch durch Öfen beheizt. Die häufigsten Mängel waren: fehlende Ofenbleche, schadhafte Schornsteine, Feuerstätten und Ofenrohre, Wäschesterne über den Feuerstätten, unsachgemäß verlegte elektrische Leitungen, defekte elektrische Geräte sowie fehlende Löschgeräte (Wasser, Sand und Feuerpatsche) auf Oberböden. In Rechenschaftsberichten aus dieser Zeit wird über ungenügende Unterstützung durch den Rat der Stadt berichtet. So zum Beispiel in dem Rechenschaftsbericht von 1962.

lch zitiere: „Wir als Leitung der Feuerwehr sind der Ansicht, das sich hier endlich etwas ändern muss. Es darf nicht sein, das die Feuerwehr für unseren Rat der Stadt nur von Interesse ist, wenn es Arbeiten gibt, die dem NAW dienen, sondern das wir auch Unterstützung bekommen bei der Lösung der Aufgaben, die uns im vorbeugenden Brandschutz gestellt werden." Zitat Ende.

Die Arbeit im vorbeugenden Brandschutz wurde aber auch in den Schulen durchgeführt. Es entstanden die Arbeitsgemeinschaften Brandschutz (AG Brandschutz), erst in der Oberschule I und II und später auch in der Erich Viehweg Oberschule. Ziel dieser AG sollte sein, die Kinder und Jugendlichen an den vorbeugenden Brandschutz heranzuführen, so das sie auch in ihrem Umfeld aufbrandschutzgerechtes Verhalten achten. Natürlich sollten diese Kinder auch für die spätere Mitarbeit in der Feuerwehr gewonnen werden. Sehr großen Verdienst bei der Arbeit mit den AG' s hatten hier die Kameraden Finsterbusch Walter, Lang Werner, Schneider Hans und Braun Karl. Diese Arbeitsgemeinschaften waren die Vorläufer der heutigen Jugendfeuerwehren.

In dieser Zeit wurde aber auch sehr eng mit den betrieblichen Feuerwehren und Löschgruppen zusammen gearbeitet. Waren doch gerade sie diejenigen, die im Falle eines Brandes in ihrem Betrieb die ersten Maßnahmen ergriffen bis die Stadtfeuerwehr eintraf. Regelmäßig wurden gemeinsame Ausbildungen und Übungen organisiert. Ihre Arbeit war für uns unverzichtbar. In den Jahren 1960 - 1970 lag unsere Kameradschaftsstärke zwischen 65 und 70 Mann. Die Dienstbeteiligung war nicht immer vorbildlich, aber es wurden erfolgreiche Maßnahmen ergriffen um diesen Zustand zu beseitigen. Kamerad Werner Lang übernahm 1965 das Amt des Wehrleiters und führte die Wehr bis 1975.

Eine Delegation der freiwilligen Feuerwehr aus Litvinov/ III (GSSR) weilte, im Jahr 1964, zu Besuch in der Stadt Frankenberg; Zwischen den beiden Feuerwehren kam es am 15 .November 1964 zum Abschluss eines Freundschaftsvertrages. Seit dieser Zeit finden im jährlichen Wechsel, gegenseitige Besuche zum Erfahrungsaustausch, zu Wettkämpfen und geselligem Beisammensein statt.

In den 70-ger Jahren setzten wir unsere erfolgreiche Arbeit fort. Es machte sich notwendig, die Alarmierung, die seit 1932 über Feuermelder und daran angeschlossene Alarmklingeln in den Wohnungen der Kameraden vorhanden waren, vollständig neu zu organisieren. Die Feuermelder wurden durch das sich ausbreitende Telefonnetz fast bedeutungslos. Es wurde nach Möglichkeiten gesucht, die es ermöglichten die Feuerwehrleute, egal wo sie waren, schnell und wirkungsvoll zu erreichen. So kam es, das 1972 in Frankenberg die Alarmierung über Funkempfänger eingeführt wurde. Im damaligen Kreis Hainichen waren wir eine der ersten Feuerwehren die über diese Art der Alarmierung verfügte, denn es war damals nicht flächendeckend üblich.

Es machte sich erforderlich einen Sender an einem Ort aufzustellen, von dem die Funkalarmierung störungsfrei im gesamten Stadtgebiet empfangen werden konnte. Dieser Standort wurde die damalige Berufsschule, neben dem Kino. Heute befindet sich dort der Parkplatz vom Penny Einkaufszentrum. Der Notruf (112) wurde so geschaltet das er in der Pforte des Krankenhauses einlief und von da aus die Alarmierung stattfand.

Diese Funkalarmierung wurde am 23.01.1993 durch die heutigen Alarmempfänger abgelöst. Der Notruf wurde zur Leitstelle nach Rochlitz geschaltet und die Alarmierung sowie das Zusammenspiel aller Rettungskräfte im Landkreis ab sofort von dort aus koordiniert. Heute befindet sich die Rettungsleitstelle in Mittweida. Die Funkempfänger, die auch mit ausgetauscht wurden, sind nun nicht mehr größer als eine Zigarettenschachtel. 1975 übernahm Kamerad Rudhard Bär die Leitung der Feuerwehr.

Im Jahr 1977 konnten wir ein neues LF 16 vom Typ W 50 sowie einen Schaummitteltransportanhänger mit einem Fassungsvermögen von 500 Liter in Dienst stellen. Mit Hilfe der BARKAS- Werke wurde von unseren Kameraden ein Rettungswagen vom Typ BARKAS B- 1000 aufgebaut, der 1977 den alten Rettungswagen vom Typ Wartburg Kombi 311 ablöste. Nach wie vor fuhren wir die Rettung, bei CO- Vergiftung, im Diensthabenden System selbst.

Damit verfügten wir nun über folgende Technik:

- 1 Tanklöschfahrzeug W 50
- 1 LF16, Typ W50
- 1 LF 8, LO 3000 (Robur)
- 1 B- 1000 Rettungswagen
- 1 Schlauchtransportanhänger
- 1 Schaummitteltransportanhänger 500 Liter
- 1 Notstromgeräteanhänger und 2 Schlauchboote.

Somit verfügten wir Ende 1977 über, für diese Zeit, modernste Technik. Die Ausbildung und die Einsatztaktik wurden auf die moderne Technik abgestimmt, was unserer Effektivität im Einsatz zu gute kam. Die Technik wurde hauptsächlich durch die Kameraden der Feuerwehr gewartet und repariert. Der chronische Ersatzteilmangel führte dazu, das so manches Teil selbst hergestellt wurde und das in einer Qualität und Materialbeschaffenheit, die es bei serienmäßig hergestellten Teilen nicht gab. Jährliche Untersuchungen bestätigten uns einen sehr guten Zustand der Technik Damals konnte noch niemand ahnen, das ein Großteil dieser Technik zur 150- Jahrfeier noch im täglichen Einsatz ist und zuverlässig seinen Dienst tut.

Unser Gerätehaus, damals gebaut für pferdegezogene Überlandspritzen, stieß mit Einzug der modernen Technik nun endgültig an seine Grenzen. Jeder zur Verfügung stehende Quadratzentimeter Platz war belegt, Gänge waren zu eng, Treppenstufen hätten zu Unfällen führen können, die Tore waren zu schmal. Ein neues Gerätehaus kam aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Es wurden neue Rolltore angeschafft, die 1982 in Eigenleistung der Kameraden und mit Unterstützung der Frankenberger Betriebe eingebaut wurden. Um den Unfallschutz zu gewährleisten, fanden außerplanmäßige Belehrungen statt. Damit waren unsere Mittel erschöpft, der Platzmangel blieb.

Bei einem tragischen Verkehrsunfall verstarb 1984 unser Wehrleiter und langjähriger Kamerad Rudhard Bär. Die Wehrleitung wurde von Kamerad Wolfgang Richter übernommen.

Im Jahr 1985 feierte unsere Feuerwehr ihr 125- jähriges Bestehen mit einem Fest, das vom 13.9. - 15.9. stattfand. Auf dem Kirchplatz wurde historische und neue Technik ausgestellt. Zum Festprogramm gehörten des Weiteren Zielspritzen für die Kinder, Tombola, der Verkauf von Souvenirs, sowie am Sonntag ein Festumzug mit anschließender Schauvorführung historischer und neuer Technik auf der Jahnkampfbahn. Ein großer Teil der Bevölkerung sowie unzählige Besucher schauten sich den Festumzug an und besuchten, das ganze Wochenende über das Festgelände. Selbstverständlich wahren unsere Kameraden aus Litvinov anwesend und beteiligten sich auch mit einem Fahrzeug an dem Festumzug.

1987/88 beteiligten wir uns aktiv an der Vorbereitung und Durchführung der 800 Jahrfeier der Stadt Frankenberg.

Die friedliche Revolution im Herbst 1989 brachte auch für die Feuerwehr erhebliche Veränderungen mit sich. Die Möglichkeit für jeden, sich sofort ein Auto kaufen zu können, sowie die stetig steigende Nachfrage an Konsumgütern, führte zu einem drastischen Anstieg des Straßenverkehrs, dem unsere Straßen und Autobahnen nicht gewachsen waren. Es kam wie es kommen musste, die Zahl der Unfälle stieg rasant an und unser Einsatzgeschehen änderte sich grundlegend. Die technische Hilfeleistung wurde zum Hauptteil unserer Arbeit, das Brandgeschehen ging zurück. Die Technik dafür wurde durch die Stadt nach und nach angeschafft, ein Fahrzeug (B-1000) wurde umgebaut und die Kameraden nach und nach geschult.

Am 03.10.1990 wurde die Wiedervereinigung Deutschlands vollzogen. Damit änderte sich auch das Recht und die Technischen Normen in den „neuen Bundesländern". Unser Fahrzeugpark galt als veraltet und unser Gerätehaus entsprach keiner gültigen Norm mehr. Unser Standort im Stadtzentrum war verkehrstechnisch untragbar geworden. Durch ständig parkende Autos und viele Fußgänger wurde jeder Einsatz zu einem Abenteuer. Die Stadtverwaltung begann sehr konzentriert und umsichtig unsere Feuerwehr, unter Einsatz erheblicher finanzieller Mittel, von Grund auf zu erneuern, einen Standort für ein neues Gerätehaus zu suchen und Fördermittel für einen Gerätehausneubau sowie neue Technik zu bekommen, was aber alles seine Zeit brauchte.


Aber wir waren auch nicht untätig und bauten unseren Rettungswagen (B-1000) zu einem Einsatzleitwagen um. Dies war möglich, weil die Rettungseinsätze bei Gasvergiftungen nur noch durch das DRK gefahren wurden. Des Weiteren musste jeder Einsatz umfangreich dokumentiert werden, was zur Folge hatte, das ein „rollendes Büro", sprich Einsatzleitfahrzeug notwendig wurde. Dieses Fahrzeug leistete uns bis zum 26.06.1994 gute Dienste. An diesem Tag stellten wir das Fahrzeug nach einem Einsatz wie immer ab und verließen, vormittags, das Gerätehaus. Um 17:50 Uhr wurden wir erneut zum Einsatz gerufen. Es war ein Brand in unserem Gerätehaus, dem unser Einsatzleitwagen zum Opfer fiel. Durch große Anstrengung gelang es uns, den restlichen Fahrzeugbestand zu retten und die Schäden am Gebäude gering zu halten. Mehrere Kameraden zogen sich bei diesem Einsatz eine leichte Rauchgasvergiftung zu und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die Untersuchung der Polizei hat ergeben, das ein technischer Mangel an einem Batterieladeerhaltungsgerät zu diesem Brand führte. Das Gerätehaus und die Technik wurden durch die Kameraden in unzähligen Stunden wieder instand gesetzt, neue Ladeerhaltungsgeräte angeschafft.

Am 28.04.1997 konnte uns, unser erstes neues Auto, ein Vorausrüstwagen (Mercedes-Benz, Sprinter) übergeben werden. Mit diesem Fahrzeug waren wir in der Lage bei einem Verkehrsunfall eingeklemmte Personen zu retten, kleine Brände zu löschen und Ölspuren zu beseitigen. Dieses Fahrzeug konnten wir der Bevölkerung im September 1997 zum „Fest der Vereine" mit einer eindrucksvollen Schauübung vorführen. Die neue Technik erforderte eine spezielle praktische sowie auch eine umfangreiche theoretische Ausbildung. Daher wurden in den 90-iger Jahren im Vorfeld der Fahrzeugneubeschaffungen jährlich mehrere Kameraden zur Ausbildung an die Landesfeuerwehrschule Nardt delegiert. Ein Jahr später am 08.04.1998 erhielten wir von der Stadt einen Einsatzleitwagen, ebenfalls Mercedes- Sprinter, als Ersatzbeschaffung für unser abgebranntes Fahrzeug.

Der Kampf um unser neues Gerätehaus wäre ohne unseren Kameraden und Wehrleiter Wolfgang Richter sicher noch eine Weile gegangen. Er kämpfte tapfer gegen die „Windmühlen der Bürokratie" und konnten somit gemeinsam mit dem Bürgermeister am 08.10.1997 den ersten Spatenstich vollziehen. Ein knappes Jahr später, am 28.09.1998, verließen die Fahrzeuge das letzte Mal unser altes Gerätehaus in der Kirchgasse 6, das für uns 84 Jahre lang unsere zweite Wohnung war. Von nun an lautete die neue Adresse „An der Feuerwache 5". Mit einer kleinen Feierstunde übergab uns Bürgermeister Jochen Köhler am 03.10.1998 unser neues Gerätehaus, dessen Bau 4,5 Millionen Deutsche Mark kostete. Für uns verbesserten sich damit schlagartig die Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Das Gerätehaus sowie sein Standort bewährten sich sehr schnell, vielen Kameraden konnten mit Unterstützung der Stadt in der Nähe guter Wohnraum zur Verfügung gestellt werden, was sich auf unsere Ausrückezeiten positiv auswirkte. Im Schnitt verlässt das erste Fahrzeug 3-4 Minuten nach Alarmauslösung das Gerätehaus.

Im Februar 2000 erreichte uns die Nachricht das unser guter Freund und treuer Kamerad Karel Lusa von unserer Partnerfeuerwehr aus Litvinov verstorben war. Er war maßgeblich am Zustandekommen des Freundschaftsvertrages beteiligt und er war einer der Unterzeichner dieses Vertrages. Gemeinsam mit unseren Tschechischen Kameraden nahmen wir am 16.02.2000 für immer Abschied von unserem Kamerad Karel Lusa.

In den Jahren von 1990 - 2000 hatten wir circa siebzig bis neunzig Einsätze pro Jahr, bei denen zahlreiche Personen gerettet werden konnten. Es gab auch viele Fälle, wo wir nur noch dafür sorgen konnten, die Personen so würdevoll wie möglich ihren Angehörigen zu übergeben. Dies waren und sind die schlimmsten Augenblicke, auch für uns, und viele Kameraden haben noch sehr lange nach solchen Einsätzen Probleme das Erlebte zu verarbeiten. Mehrere Brandstiftungen im Neubaugebiet sowie auch 2001 im Ortsteil Irbersdorf hielten die betroffenen Bürger und auch die Feuerwehr auf Trab. Bei den Bränden in den Kellerräumen war in kürzester Zeit das Treppenhaus vernebelt. Einen zweiten Rettungsweg gab es nicht, und Frankenberg hatte keine eigene Drehleiter, so das Hainichen oder Mittweida alarmiert werden mussten. Wertvolle Zeit ging bei der Rettung verloren. Der Ruf nach einer Drehleiter wurde, auch von Seiten der Bevölkerung, immer lauter. Die Stadt stellte die finanziellen Mittel im Haushalt ein, nur die benötigten Fördermittel ließen auf sich warten. Des Weiteren befand sich unser über 30 Jahre altes Tanklöschfahrzeug in einem Zustand des täglichen Kampfes gegen Alterserscheinungen. Manche Ersatzteile gab es schon gar nicht mehr, die Pumpe unter Volllast laufen zu lassen, war schon ein Risiko. Die Stadt unternahm alles erdenkliche, um diese Missstände abzustellen. So kam es, das die Stadtverwaltung uns am 03.04.2002 ein Drehleiterfahrzeug (DLK 23/12) und ein Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25) beide auf Mercedes Fahrgestell übergeben konnte. Die Kosten für beide Fahrzeuge betrugen 700.000 € davon waren 320.000 € Fördermittel vom Freistaat Sachsen.

Zum Feuerwehrwettkampfum den Pokal der Stadt Frankenberg weilten am 29.06.2002 unsere tschechischen Kameraden aus Litvinov unter uns und nahmen auch am Wettkampf teil. Nach der offiziellen Wertung zeigten sie allen, wie mit tschechischer Technik beim Löschangriff die „Fetzen fliegen".

Am Montag, dem 12.08.2002 wurde in den Nachmittags- und Abendstunden die Stadt Frankenberg mit ihren Ortsteilen von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesucht. Große Teile des Stadtzentrums und der Äußeren Chemnitzer Straße wurden total überflutet. Insgesamt wurden ca. 160 Personen gerettet und evakuiert. An der Rettung waren Hubschrauber der Bundeswehr, das Technische Hilfswerk, die Kameraden der Ortsteilfeuerwehren sowie die Kameradinnen und Kameraden des DRK beteiligt. Die Hochwasserschäden beliefen sich auf ca. 43 Millionen Euro. Die Aufräumarbeiten dauerten mehrere Wochen.


Im Jahr 2003 führten wir zwei Einsatzübungen mit den Feuerwehren der Ortsteile sowie mit dem DRK durch. Die größte fand im Standort der Bundeswehr statt und bestätigte allen Teilnehmern einen hohen Ausbildungsstand.

Durch die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Hilfsorganisationen und staatlichen Behörden zum Hochwasser 2002 kam uns die Idee der Bevölkerung diese einmal in einem „Tag der Helfer" näher vorzustellen. Dieser Helfertag (unter dem Namen „Blaulicht - 2003") fand am 13.09.2003 auf dem Gelände der Feuerwehr statt und wurde von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Dabei stellten sich die Bundeswehr mit einem Bergepanzer, das THW mit zwei Fahrzeugen, der Rettungsdienst Hainichen mit zwei Rettungs- und einem Notarztwagen vor. Die DLRG, die Johanniter Unfall- Hilfe e. V. und der Ortsverein des DRK waren mit einem Infomobil und Infoständen vor Ort. Aus Chemnitz war die Bereitschaftspolizei mit einem Infostand über Fundmunition, einem Fotografen - der die Kinder in Uniform ablichtete - sowie einer Sportgruppe angereist. Mit Begeisterung nahmen die Kinder die Hüpfburg in Besitz und beteiligten sich zahlreich am Wettbewerb im Luftballonweitflug. Für das leibliche Wohl sorgte die Gaststätte „Vogelnest" und die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr. Die Resonanz auf die Veranstaltung war so gut, das wir uns entschlossen haben 2006 den Helfertag zu wiederholen.

Am 28.06.2004 wurde durch den Bürgermeister Herrn Firmenich unser Wehrleiter, Kamerad Wolfgang Richter auf eigenen Wunsch, in einer Feierstunde, von seinem Amt entbunden. Der neu gewählte Wehrleiter, Kamerad Harry Wrobel, übernahm gleichzeitig sein neues Amt.

Die Feuerwehren der Ortsteile wurden immer mehr in unsere Ausbildung und Übungen integriert. Sie wurden auch öfter mit zu Einsätzen alarmiert. Geänderte Bedingungen, Ausbau der Autobahn, gestiegenes Verkehrsaufkommen sowie ständig wachsender LKW- Verkehr sorgen dafür das Unfälle bedeutend schwerer sind als noch vor Jahren. Wenn auch insgesamt gesehen die Unfallzahlen rückläufig sind müssen wir uns dennoch auf Großschadensereignisse vorbereiten. Da das Zusammenspiel aller Rettungskräfte und Polizei reibungslos funktionieren muss, fand im September 2005 eine Einsatzübung statt, in der ein Bahnunfall simuliert wurde. Der Ortsverband des DRK schminkte die Opfer damit alles so realitätsnah wie möglich ist. Ziel der Übung war zu überprüfen, ob die Alarmierung und das Zusammenspiel aller am Einsatz beteiligter Rettungskräfte funktioniert.

Beteiligt waren:

FFW Frankenberg/Sa.
FFw Sachsenburg
FFw Irbersdorf
FFw Dittersbach
Rettungsdienst
SEG Hainichen (Schnelleinsatzgruppe)
Polizei (Bundespolizei)
5 Fahrzeuge
1 Fahrzeug
1 Fahrzeug
1 Fahrzeug
3 Fahrzeuge
2 Fahrzeuge
2 Fahrzeuge


Diese Übung ging über mehrere Stunden und bestätigte allen Beteiligten einen hohen Ausbildungsstand. Alles in allem war sie ein Erfolg.

Im Durchschnitt haben wir in den vergangenen Jahren zwischen 70 - 80 Einsätze gehabt. Unvergessen sind solche Einsätze wie die Brände in der Elfema, in der Lisema, die Brandstiftungen in Irbersdorf, das Hochwasser 2002 und der Brand des Wohnhauses auf dem Baderberg 2008, um nur einige zu nennen. In der Arbeitszeit fehlen uns Kameraden, weil viele auswärts arbeiten, auch Nachwuchssorgen plagen uns. Das sind Probleme die in allen Feuerwehren in den neuen Bundesländern akut sind und sich, in unserer Stadt, auch mit Unterstützung der Stadtverwaltung ( bei Neueinstellungen vorwiegend Feuerwehrkameradinnen und -kameraden zu berücksichtigen) nicht so einfach klären lassen. Im Städtischen Bauhof hat es sich durchgesetzt, Neueinstellungen an Feuerwehrmitgliedschaft zu koppeln. Dadurch haben wir einige aktive Kameraden in unseren Reihen begrüßen dürfen. Die Tätigkeiten der Kameradinnen und Kameraden erschöpfte sich nicht nur in der Ausführung von Einsätzen und der notwendigen Aus- und Weiterbildung, es gab auch kulturelle und festliche Höhepunkte wie Kegel- und Bowlingabende, Männertagsfeiern, das jährlich stattfindende Feuerwehrvergnügen (aller 2 Jahre mit unseren Freunden aus Litvinov) sowie Wandertage.


In Vorbereitung unserer 150 Jahrfeier, begannen wir Ende 2008 mit der Organisation der Aktivitäten. Wir planen unter anderem, die Festveranstaltung im März 2010 und in Verbindung mit der Stadtverwaltung Frankenberg ein Stadtfest unter dem Motto „150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Frankenberg/Sa.".

Abschließend möchte ich betonen das die Frankenberger Feuerwehr immer ein zuverlässiger Partner für die Bürger unserer Heimatstadt war und auch weiterhin sein wird, getreu unserem Motto:


„ Der Stadt zur Ehr - dem Volk zur Wehr"

Im Auftrag der Feuerwehr.
Udo Walther, Brandmeister